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Die Erfolgsgeschichte: Masters

Günter Engelhardt

Im Kapitel „Schwimmen“ wurde schon angesprochen: Hier hat die Schwimmabteilung seit Mitte der 80er-Jahre 2 Eisen im Feuer. Günter Engelhardt, selbst engagierter Wasserballer und Schwimmer, gründete eine Seniorenschwimmgruppe, in der sich ehemalige Aktive gemeinsam dem sportlichen Wettkampf stellen konnten. Und die ersten Erfolge stellten sich sehr schnell ein. Noch waren die Teilnehmerfelder überschaubar. Gleichwohl mangelte es nicht an herausragenden Leistungen. Das änderte sich jedoch rasant und die Senioren- und später Masters-Wettbewerbe hatten sich in kürzester Zeit etabliert. Nicht zu zählen sind die Titelerfolge der Kornwestheimer Masters in Württemberg und Baden-Württemberg.

Hier reihten sich über die Jahre und teilweise bis heute Günter Engelhardt, Wolfgang Stickel, Gerhard Schiller, Otto Sprenger, Ewald Kleinbeck, Siegfried Kohler, Lothar Kremer, Anita Gamm und viele andere mit Goldmedaillen ein. Württemberg und Baden-Württemberg waren den TVK-Masters schon bald nicht mehr genug. Deutsche und Europameisterschaften standen auf dem Plan. Und Lothar Kremer fuhr als ehemaliger Wasserballer sogar zu Weltmeisterschaften. Doch der Reihe nach.
1987 Wolfgang Stickel DM
Für Schlagzeilen sorgte 1987 Wolfgang Stickel (Jahrgang 1947), der seine bereits erzielten Erfolge auf Landesebene mit der Deutschen Meisterschaft (AK 40) über 50m und 100m Freistil krönte. 1:00,75 bedeuteten Altersklassenrekord über diese Strecke. Eine Zeit, die er selbst zu seiner Aktivenzeit nie erreicht hatte. Hinzu kam eine Bronze-Medaille über 50m Delphin, die auch für Lothar Kremer über 100m Freistil heraussprang. Das Feuer war gelegt. Im Jahr darauf erweiterte Stickel seine Sammlung mit dem erneuten Titel über 100m Freistil, erzielte daneben reihenweise Top-Platzierungen. Das blieb auch 1989 so - Deutscher Meister diesmal über 100m Delphin. Bei den Europameisterschaften in Turku, Finnland, im gleichen Jahr sprang neben weiteren tollen Ergebnissen ein 3. Platz über 100m Freistil heraus.

Ein ähnlich erfolgreiches Kapitel schrieb fast 20 Jahre später Gerhard Schiller (Jahrgang 1949), Deutscher Meister 1971 über 100m Freistil (damals für SSF Bonn) und Olympiateilnehmer in München, der 2008 seine „alte Liebe“ wiederentdeckte und beim TVK eine Heimat fand. Nach intensivem Training und 33 Jahren „Abstinenz“ startete er 2009 mit einem Paukenschlag in seine zweite Karriere: Europarekord in der AK 60 über 100m Freistil in 59,79 Sekunden! Sozusagen nebenbei sammelte Schiller in Baden-Württemberg unzählige Titel für den TVK. 2009 wurde er vierfacher Deutscher Masters-Meister über 50m, 100m und 200m Freistil sowie 50m Delphin und schwamm dabei jeweils Europarekord auf den beiden kurzen Freistilstrecken. Die Rekordmarke über 50m Freistil unterbot er im selben Jahr mit 27,00 Sekunden nochmals. Die erfolgreiche Episode beim TVK ging damit aber leider zu Ende, denn der Sportler wollte mehr. Und zu den Weltmeisterschaften nach Göteborg. Und dafür brauchte er mehr und noch bessere Trainingsmöglichkeiten, die er beim SV Cannstatt vorfand. Der Erfolg gab ihm recht: zwei Goldmedaillen auf den Freistilstrecken, Silber über 50m Delphin (mit deutschem Masters-Rekord in 29,94 Sekunden) und 200m Lagen. Bis 2016 setzte der Kornwestheimer seine Karriere fort, schwamm auf seinen Spezialstrecken Erfolg auf Erfolg ein und blieb in seiner Altersklasse jeweils ungeschlagen.

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Schwimmen Master
Einen besonderen Stellenwert genießt bei den Masters Lothar Kremer (Jahrgang 1927), der zwischen 1990 und 2002 an 6 Weltmeisterschaften mit tollen Erfolgen teilnahm. Sein Weg führte ihn unter anderem nach Brasilien, in die USA, Kanada, Marokko und Neuseeland. Insgesamt 15 Platzierungen auf Rang 4 bis 7 und dann die ersehnten Medaillen mit jeweils Platz 3 über 50m Freistil in Casablanca und 50m Schmetterling in München. Er war in seiner jeweiligen Altersklasse über Jahre hinweg eine feste Größe. Einzig, dass es nicht klappte, einen Weltmeistertitel zu holen, wurmte den ehrgeizigen TVK-Schwimmer.
Dafür gelang bei 2 Europameisterschaften das Kunststück, jede Medaillenfarbe 1 Mal zu gewinnen und die Sammlung mit Platz 4 und 5 zu komplettieren: jetzt hatten die Masters ihren ersten Europameister (50m Freistil). Seine Ausnahmeposition unterstrich der Kornwestheimer auch bei 8 Teilnahmen an den Deutschen Meisterschaften zwischen 1987 und 2000: Je 5 Mal Gold, Silber und Bronze holte Lothar Kremer nach Kornwestheim, landete noch 3 Mal auf Platz 4. Seine Ausnahmeposition dokumentiert sich besonders deutlich beim Blick auf die Erfolge in Baden-Württemberg. Hier stehen in 15 Jahren 65 Einzeltitel, 12 Staffeltitel und 12 Vizemeisterschaften sowie 1 Bronzemedaille in den Büchern – eine in der SVK-Ära einzigartige Sammlung. Zahlreiche Ehrungen im Verein, durch den Schwimmverband und auch durch das Land Baden-Württemberg drückten die hohe Anerkennung dieser großen sportlichen Leistungen aus.
1992 Masters
Als Langstreckenspezialist machte Otto Sprenger (Jahrgang 1948) viele Jahre von sich Reden. Neben zahlreichen Baden-Württembergischen Meisterschaften gelang ihm als Nobody gleich viermal das Kunststück, bei den Deutschen Masters-Meisterschaften auf Rang 4 zu schwimmen. In den deutschen Ranglisten war der TVK-ler auf allen Freistilstrecken und über 200m Lagen unter den besten 10 zu finden. Höhepunkt war die Teilnahme an den Europameisterschaften 1989 in Turku, Finnland. Platz 4 über 200m Lagen und Platz 6 im stark besetzten 100m-Finale, bei dem sein Freund Wolfgang Stickel die Bronze-Medaille geholt hatte. Und auch der Masters-Gründer Günter Engelhardt (Jahrgang 1944) maß sich auf europäischer Ebene und kehrte 1999 mit tollen Platzierungen aus Innsbruck zurück. Der nimmermüde Langstreckler Otto Sprenger (Jahrgang 1948) reihte sich bei den Europameisterschaften in Turku, Finnland, nahtlos ein. Zusammen mit ihrem Freund Siegfried Kohler (Jahrgang 1936) trugen sie bei vielen erfolgreichen Meisterschafts-Teilnahmen auf Bundesebene sowie unzähligen Meisterschaften und Erfolgen auf Landesebene über Jahre hinweg zu dieser einmaligen Ära in der Abteilungsgeschichte bei.
Anita Gamm
Bei den Damen steht das Allround-Talent Anita Gamm (Jahrgang 1942) für eine lange Ära großer Erfolge. Sie nimmt, trotz einigem Verletzungspech in den letzten Jahren, noch bis heute an Wettkämpfen teil, sofern es die Gesundheit zulässt. Anita Gamm stieß in den 90er-Jahren nach einer längeren Pause zu den Masters und startete in der Altersklasse 50 gleich mit 2 Meisterschaften auf den Rückendistanzen - der Beginn einer langen und erfolgreichen Masters-Karriere. In Württemberg addieren sich bis heute 42 Meisterschaften, auf Landesebene holte die Kornwestheimerin in den letzten 22 Jahren sogar 57 Titel und viele weitere Top-Platzierungen. Regelmäßig fuhr die Masters-Schwimmerin auch zu den Deutschen Titelkämpfen.
Die beeindruckende Bilanz zeigt ab 1997 insgesamt 3 Silbermedaillen über 50m und 100m Rücken sowie 200m Freistil. Hinzu kamen insgesamt 15 dritte Plätze und weitere Top-Platzierungen. Bei den Europameisterschaften 1999 in Innsbruck fehlten ihr als Vierte nur wenige Zehntel zu einem Podiumsplatz. Dass Anita Gamm bei den städtischen und Vereins-Auszeichnungen sozusagen Dauergast, um nicht zu sagen eine feste Größe ist, sei an dieser Stelle nicht ohne Stolz angemerkt. Mit inzwischen fast 30 Ehrungen ist sie – natürlich – auf Rekordkurs.
Natürlich blieb auch in den Reihen der Masters die Zeit nicht stehen und ab 2001 kamen immer mehr „Jung-Masters“ dazu - Schwimmerinnen und Schwimmer aus der eigenen Jugend. Waren die „Alt-Masters“ noch überwiegend als Einzelkämpfer oder kleine Truppe unterwegs, startete der TVK und später SVK in Mannschaftsstärke mit oftmals mehr als 10 Aktiven und sorgte vor allem bei Staffelwettbewerben im Rahmen der Startgemeinschaft mit Marbach für Furore. Zum Dauerbrenner in diesem Segment entwickelte sich Frank Molwitz (Jahrgang 68), der im Jahr 2000 sogar an den Weltmeisterschaften in München teilnahm und sich bei seinen 5 Starts über die kurzen Brust- Freistil- und Lagendisziplinen im vorderen Drittel platzieren konnte. Zu ihm gesellte sich Dirk Kalka (Jahrgang 77), der sukzessive auch die Leitung der Masters von Günter Engelhardt übernahm.
Ehrung Masters
Masters der SG Kornwestheim-Marbach
Die Erfolge setzten sich fort und würden den Rahmen dieser Chronik sprengen, wollte man sie alle aufzählen. Die Statistik spricht allerdings Bände: den weit über 400 Podiumsplätzen der Masters bei Verbands- und Landesmeisterschaften aus der Zeit vor der Jahrtausendwende folgten danach über 900 weitere Medaillen auf diesen Leistungsebenen und darüber hinaus. Die Zahl der Meisterschaften addiert sich bis heute auf über 600! Als besonders erfolgreiches Jahr steht dabei das Jahr 2013, in dem die SVK-Masters alleine 82 mal aufs Siegertreppchen schwammen und dabei 42 Titel feierten. Damit waren und sind die Kornwestheimer Masters in Baden-Württemberg einer der erfolgreichsten Vereine und feste Größe, wenn es darum geht, Meisterschaften zu vergeben.
Wir sind stolz auf unsere Masters. Sie sind seit Jahren das Aushängeschild im Kornwestheimer Schwimmsport und zeigen trotz fortschreitendem Kalender auch nach über drei Jahrzehnten kein bischen Alterserscheinungen.