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Die Grundlage: Schwimmen

1929 fing alles an: die Kornwestheimer Zeitung bejubelte 13 Siegerkränze der Schwimmer beim Landesturnfest in Heilbronn und die Gründerväter der jungen Abteilung unter der Leitung von Paul Kraiß nutzten die Chance, ein Schwimmbad für Kornwestheim einzufordern. Das kam 1932 und setzte eine steile Aufwärtsentwicklung in Gang. Das kleine Hallenbad platzte nahezu aus den Nähten und erlebte 1936 einen Länder­vergleichskampf zwischen Württemberg und Baden, den 400 Zuschauer verfolgten – unvorstellbar, wer sich an das Bad in der Schubartstraße noch erinnert. Die gute Entwicklung der Schwimmer in dieser Zeit wurde wie Vieles durch die Katastrophe des Zeiten Weltkrieges zerstört. Doch schon 1948 erwachte der Schwimmsport in Kornwestheim wieder.

altes Hallenbad Schubartstrasse
Käthe Hirche
Verantwortlich zeichnete Albrecht Grimminger, der sich gemeinsam mit Lothar Kremer an den planvollen Trainingsaufbau machte. Und die Erfolge blieben Anfang der fünfziger Jahre nicht aus. Angeführt von Käthe Hirche - heute Hofsäss -, die süddeutsche und württembergische Titel am Fließband holte, sorgten die TVK-Schwimmer für Schlagzeilen. Im Team sorgten die Damen 1951 mit dem vierten Platz bei den Deutschen Mannschaftsmeisterschaften für einen echten Paukenschlag. Bei den Deutschen Meisterschaften 1954 in Bochum sprang für Käthe Hirche gar der Bronze-Rang über 100m Schmetterling und ein 4. Platz über 100m Rücken heraus. Sie wurde folgerichtig vom DSV mit der Silbernen Leistungsnadel ausgezeichnet und erhielt auch die Silberne Ehrennadel des TVK.
Auch die Herren blieben nicht ohne herausragende Ergebnisse. Unter der unermüdlichen Betreuung von Günter Bäckow ging so auch der Stern von Ewald Kleinbeck auf, der ab 1956 sowohl in der Jugend als auch bei den Aktiven Titel und Podiumsplatzierungen auf „seinen“ Strecken sammelte. Württemberg, Süddeutschland, Deutschland – in den 10-Besten-Listen stand der Name von Ewald Kleinbeck auf allen Strecken ab 200m Freistil aufwärts ganz vorne. Der Motivation durch seinen Trainer war es zu verdanken, dass der talentierte Schwimmer nach kurzer Auszeit seine doch noch fortsetzte – allerdings unter besseren Trainingsbedingungen beim SV Cannstatt. So gelang nach vielen weiteren Erfolgen 1961 die Krönung seiner Karriere mit der Deutschen Langstrecken-Meisterschaft in Travemünde.
Mannschaft 1954

Die Fünfziger bleiben für die TVK-Schwimmabteilung ein Jahrzehnt unvergleichlicher Erfolge mit außergewöhnlichen Talenten. Die einzigartigen Leistungen spiegelten sich auch den Vereinsrekorden der Schwimmer, die erst in den Siebziger und Achtziger Jahren „geknackt“ wurden. Dazwischen lagen lange Jahre in den Niederungen des Alltags. Die Schwimmer gerieten trotz unverdrossener Trainingsarbeit unter Siegfried Hofsäss etwas in Vergessenheit. Die Wasserballer hatten ihnen den Rang abgelaufen.

Aber die Schwimmer gaben nie auf, starteten 1972 mit engagierten Jugendlichen - Hans-Joachim Tröscher und Artur Wolter - einen Neuanfang und belohnten sich 1974 nach langen Jahren der Abstinenz mit mehreren Achtungserfolgen auf Bezirksebene. Gleich 10 Schwimmerinnen und Schwimmer schafften es sogar in die 5- und 10-Besten-Liste. Ein Grundstein war also gelegt. Und die Fertigstellung des Kornwestheimer Hallenbades löste 1975 eine neue Welle der Schwimm-Begeisterung aus.

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Unter den engagierten Trainern Günther Henningsen und Fred Häussler wuchs nun eine kleine Garde sehr erfolgreicher Jungen und Mädchen heran. Vereinsmeisterschaften im „olympischen Modus“ und viele Erfolgserlebnisse bei Wettkämpfen auf Bezirksebene sorgten für Motivation und Trainingsfleiß. Die Wettkampflisten bei den Bezirksmeisterschaften wiesen in diesen Jahren oftmals über 60 Starts von TVK-Schwimmerinnen und Schwimmern aus. Das sprach Bände. Besonders erfolgreich vertraten Anfang der 80er Jahre Kati Neuhaus, Jens Stuber, Ulf Häussler und Stefan Schönland die Kornwestheimer Farben.

Wettkampfpause Vereinsmeisterschaften
Stefan Schönland sorgte mit gleich mehreren Württembergischen Meisterschaften für die „Sahnehäubchen“ der erfolgreichen TVK-Jugend, die vielfach den „Hecht im Karpfenteich“ der traditionellen Schwimmerhochburgen in der Region spielte. Die mit einem breiteren Kader mögliche Teilnahme bei Mannschaftsmeisterschaften sorgte für einen zusätzlichen Schub und Begeisterung. 1983 und 1984 verfehlte das Herren-Team jeweils nur knapp den Aufstieg in die Verbandsliga. Bei der Heimpremiere 1985 verhinderte der Ausfall von Leistungsträgern denselben. Dafür erschwamm sich zeitgleich die Damenmannschaft den ersten Platz in Weinstadt. Es war also gelungen, wieder schlagkräftige Teams aufzubauen. Das DMM-Team schaffte jetzt den Aufstieg in die Verbandsliga und hielt dort mit „den Großen“ mit. Und auf Bezirksebene hatten die inzwischen gereiften Schwimmer und Talente ihre Konkurrenz in vielen Disziplinen fest im Griff.

Gleichzeitig wurde Anfang der Achtziger Jahre deutlich, dass das inzwischen erreichte Leistungsniveau im gegebenen Umfeld des Vereins kaum mehr verbessert werden konnte. Auf der Suche nach Lösungen fanden die Verantwortlichen im SV Marbach einen Verein mit ähnlicher Ausgangslage. Mit ihm hatte es in den 60er Jahren bereits eine lose Verbindung gegeben, als dessen Aktive im Kornwestheimer Hallenbad an der Schubartstraße Trainingsstunden belegten. Daraus entstand 1985 trotz erster Bedenken eine Startgemeinschaft (SG), die sich schnell auszahlte und bis heute vor allem bei der Beschickung von Wettkämpfen funktioniert.

Die Schwimmabteilung ging in dieser Zeit aber auch neue Wege. Während das Nachwuchsschwimmen für 5-7-jährige Anfänger unter Leitung von Lizenztrainer Hans-Joachim Tröscher toll angenommen wurde, fand der Versuch, Wassersport in Kornwestheim durch Schulmeisterschaften oder Volksschwimmen auf eine breitere Basis zu stellen, nach einer gelungenen Premiere 1983 mit über 200 Teilnehmern leider nur wenig bis keine Resonanz. Da kam es fast wie gerufen, dass sich einige ältere Schwimmer nicht „auf’s Altenteil“ setzen wollten. Günter Engelhardt rief die Masters-Schwimmer aus und schnell bildete sich ein sehr aktives Miteinander. Und schon bald kamen die ersten Erfolge. Der TVK hatte wieder ein über die Landesgrenzen hinaus reichendes Aushängeschild, das wir in einem eigenen Kapitel darstellen.

Allerdings musste die Schwimmerfamilie - eine tragische Parallele zum frühen Tod von Günter Bäckow - 1986 völlig unerwartet einen herben Verlust hinnehmen, als mit Günther Henningsen der Vater dieser Entwicklung viel zu früh verstarb. Er wurde posthum als Sportpionier der Stadt Kornwestheim geehrt. Seine großen Verdienste um den Schwimmsport als Wasserballer, Schwimmer und Trainer waren im Verein und Verband bereits mit höchsten Auszeichnungen gewürdigt worden. Nach ihm wurde danach ein Gedächtnis-Schwimmwettkampf benannt, der viele Jahre im Kornwestheimer Hallenbad stattfand. Ebenso wurde auch das Wasserballturnier des TVK unter seinem Namen wieder ins Leben gerufen. Günther Henningsen zählte darüber hinaus zu den Treibern der Partnerschaften in England und Frankreich und er fädelte maßgeblich die Startgemeinschaft mit Marbach ein. Seine Arbeit setzte seine Tochter Heike fort, die die großen Fußstapfen ihres Vaters trotz ihrer Jugend sehr gut ausfüllte und den erfolgreichen Weg fortsetzen konnte.
Die Erfolge der TVK-Schwimmer setzten sich in den 80er Jahren zunächst weiter fort. Und bei den Sportlerehrungen der Stadt standen die Schwimmsportler aller Sparten regelmäßig gleich im Dutzend auf der Bühne. Andererseits führte der Konzentrationsprozess in der Sportregion zu immer stärkerer Konkurrenz und einem Leistungsniveau, das für den TVK perspektivisch nicht zu erreichen war. Die Investitionen in Trainer, Training und Wettkampfbetrieb waren auch angesichts des Nachwuchspotenzials und fehlender Wasserflächen kaum zu leisten.
Zwar blieb die sportliche Ausrichtung auch in den 90er Jahren ambitioniert, aber eben deutlich Breitensport-orientierter. Dennoch blieben natürlich Erfolge, vornehmlich auf Bezirks- und Kreisebene, nicht aus. Der Kornwestheimer Nachwuchs holte dort regelmäßig Meisterschaften und Medaillen. So kamen regelmäßig zumeist deutlich über 50 Titel und ebenso viele Podestplätze pro Jahr zusammen. Und auch bei den Mannschaftsmeisterschaften spielten vor allem die Mädchen stets eine gute Rolle. Einigen Jugendlichen gelang in der Zeit ab 2000 sogar den Sprung in verschiedene Kader des Schwimmverbandes. Ein weiterer Beweis für die hohe und nachhaltige Qualität der Trainingsarbeit, die auch nach dem Übergang der Verantwortung auf Dirk Kalka und Cathrin Steinke als Teamchefin ihre Fortsetzung fand.
Highlight für die TV-Schwimmer waren regelmäßig die jährlichen Vereinsmeisterschaften, die seit Anfang der Achtziger Jahre ausgetragen wurden. Zunächst im Rahmen der Trainingsabende über mehrere Wochen und über alle Strecken geschwommen, wurde der Modus später auf einen 3- und 5-Kampf geändert. Jetzt fand der Wettbewerb über alle Schwimmlagen an einem Samstagabend statt, hatte echten Wettkampfcharakter und profitierte von den Zuschauern, die nun die Schwimmer anfeuern konnten. Die Meisterehrung im Rahmen der weihnachtlichen und von den Sportlern selbst musikalisch begleiteten Jahresfeier gehört inzwischen zu einer der liebgewonnenen Traditionen der Schwimmerfamilie.
Die in Kornwestheim geleistete Ausbildungs- und Trainingsarbeit unter dem Trainerteam Heike Henningsen und Cathrin Steinke wurde allseits anerkannt und sprach sich herum. Vereinsintern machte sich das planvolle Training auch dadurch bezahlt, als in den 90er Jahren und nach der Jahrtausendwende sukzessive Uralt-Vereinsrekorde vor allem bei den Damen und teilweise aus den 50er-Jahren, endlich geknackt wurden. Bei den Männern stammen die beiden ältesten Rekorde heute noch aus dem Jahr 1985.
Katia Kunz
Besonders ragte in der Zeit um die Jahrtausendwende der Erfolg der jungen Katia Kunz heraus, die bereits als 8-Jährige der Konkurrenz meist das Nachsehen gab. Zwischen 1997 und 2006 dominierte sie die Erfolgsnachrichten für den TVK, holte unzählige Landesmeisterschaften und Altersklassenrekorde vor allem auf den Freistilstrecken und startete erfolgreich bei den süddeutschen und deutschen Jahrgangsmeisterschaften. Als Mitglied im Landeskader und bei entsprechender Perspektive verständlich, wechselte sie danach zum VfL Sindelfingen, um mit den dort deutlich besseren Trainingsmöglichkeiten weiter voran zu kommen. Ihre außergewöhnlichen Leistungen finden sich noch heute in der Vereinsbestenliste, wo sie auf 13 von 18 Strecken als Rekordhalterin steht.
In den Jahren danach wurde es etwas ruhiger um die Nachwuchsschwimmer. Einzig Tom Rödel gelang vor einigen Jahren der Durchbruch auf Landesebene, musste dafür dann aber ebenfalls den Verein wechseln, um die notwendige Trainingszeit zu haben. Die TVK-Schwimmabteilung, bereits von Beginn an einer der wesentlichen Partner der 1990 gegründeten Kindersportschule der Stadt Kornwestheim (KISS), legte den Fokus ihrer Arbeit zunehmend auf die breitensportliche Grundausbildung von Kindern und Jugendlichen, die Freude am Schwimmen hatten.
Angesichts knapper Ressourcen gab es bei der Aufnahme von Kindern in den 90er-Jahren sogar lange Wartelisten bei der KISS. Der anfangs erhoffte Aufschwung und Zulauf aus der KISS für den eigenen Nachwuchs blieb nach erfreulichen ersten Jahren allerdings ein Wunschtraum. Zwar wechseln nach wie vor aus jedem Jahrgang Kinder in den Verein, doch bleiben angesichts des Überangebotes an Alternativen zumeist nur Wenige dem Schwimmsport treu. Gleichwohl passen die Ziele der KISS und die Ausrichtung der Schwimmabteilung nach wie vor gut zusammen und rechtfertigen das hohe Engagement, das seit der ersten Stunde und bis heute federführend von Claudia Wolter geleistet wird.
Trotz aller Höhen und Tiefen - wir können mit Stolz auf 96 ereignisreiche und erfolgreiche Jahre zurückblicken, in denen Kornwestheimer Schwimmer als Einzelsportler und in Mannschaften überragende Erfolge erzielt haben. Ohne Ehrgeiz, Trainingsfleiß und ein funktionierendes Vereinsumfeld wäre vieles sicher nicht möglich gewesen. Für die kommenden Jahre überwiegen die optimistischen Perspektiven. Wir sind sicher, dass bis zum 100sten Geburtstag der Schwimmabteilung weitere Erfolge die Chronik bereichern werden.