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Die Mannschaft: Wasserball

Eine Kombination aus Handball und Rugby – so beschrieben Viele den Wasserballsport. Dort kamen zumeist Schwimmer zusammen, die nicht nur schwimmen, sondern auch den Teamgeist erleben wollten. Albrecht Grimminger, Willi Hofsäss und Bruno Neugebauer waren 1933 die Pioniere für den Kampfsport mit der pfundschweren Lederkugel. Schnell kamen die Erfolge und der Aufstieg in die damals höchste Spielklasse in Württemberg, in der man sich gut etablierte. 1947 fanden sich viele der Spieler wieder zusammen und begannen, in Baggerseen zu trainieren. Mit Erfolg, denn Dank junger Nachwuchsspieler gelang 1950 der Wiederaufstieg in die Landesliga.

Lothar Kremer, der später noch Nationalspieler wurde, und Günter Bäckow bildeten den Stamm der Mannschaft, die aber 1951 auseinanderfiel, als Albrecht Grimminger seine Ämter als Abteilungsleiter und Trainer niederlegte. Das Luftholen dauerte aber nur kurz, denn Günter Bäckow gelang es, Jugendliche für den Wasserballsport zu begeistern. Ab 1952 gewann die Jugendmannschaft in Folge vier württembergische Meistertitel. Ein besonderer Coup gelang 1955 mit dem Gewinn der Deutschen Jugendmeisterschaft, die mit Landesauswahlen ausgetragen wurden. Dabei waren die TVKler als „Württemberg II“ eigentlich nur als Außenseiter angereist.

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Mannschaft 1954

Mit diesem Stamm spielte der TVK in den Folgejahren eine sehr gute Rolle in der Landesliga und wurde 1967 zum dritten Male Württembergischer Meister. In dieser Zeit reihte sich Hartmut Ilg, bereits 1963 in die Juniorenauswahl berufen und später zweifacher Hochschulmeister mit der Universität Tübingen, in die Reihe der Kornwestheimer A-Nationalspieler ein: Alfred Lutz, Lothar Kremer und der zweifache Olympiateilnehmer Dieter Seitz (Rom und Tokio). Weitere Berufungen für Landesauswahlen erhielten Horst Schreiber und Günther Haug. 1956 noch knapp gescheitert, gelang der Mannschaft dann 1971 erstmals der Sprung in die zweithöchste deutsche Spielklasse, die Regionalliga.

Mit enormem Einsatz für das wichtige Training im 50m-Becken, das die Stadt Besigheim zur Verfügung stellte, gelang eine sehr ordentliche Saison. Auf Dauer war die Klasse kaum zu halten. Nach dem Abstieg 1973 gelang zwar nach großartigen Spielen der direkte Wiederaufstieg, aber dieses Aufbäumen wurde nicht belohnt. Nach vielen knapp verlorenen Spielen musste die Mannschaft erneut in die Oberliga zurück. Und trotz eines durchaus breiten Fundaments und einer erfolgreichen Jugendmannschaft war der freie Fall in die Verbandsliga nicht mehr abzuwenden.
Was aber die TVK-Wasserballer schon immer auszeichnete: Kampfgeist. Und der führte langsam aber sicher aus diesem Wellental. Hartmut Ilg und Horst Schreiber sorgten als Trainer mit dem Team wieder für Erfolgserlebnisse, eine Jugendmannschaft wurde wieder gemeldet und als zur Saison 79/80 mit Günther Haug ein ehemaliger Spieler als Trainer gewonnen werden konnte, kamen die Wasserballer endgültig wieder ins Rollen und wurden nach einer dramatischen Runde Vizemeister. Dass sich daraus dann plötzlich die Chance ergab, über die Relegation wieder ins Oberhaus zu kommen, kam unerwartet. Am Ende des legendären Spiels gegen den klar favorisierten BSC Pforzheim, in dem Artur Wolter alle 4 TVK-Tore erzielte, hatten es die Kornwestheimer geschafft. Die Euphorie war groß, kam aber insbesondere für die jüngeren Spieler wohl zu früh. Zu groß war auch die Lücke zwischen der ersten Sieben und der Auswechselbank. So tat der Abstieg trotz aller Einsicht weh, zumal sich am Horizont weitere Schwierigkeiten auftaten. Spielerabgänge schwächten die Mannschaft zusätzlich, die Jugendmannschaft hatte keinen Zulauf. Die Sorgen wurden einfach nicht kleiner und waren zunehmend von Personalproblemen geprägt.

Man musste sich also neu orientieren. Und diesen mühsamen Weg mit viel Auf und Ab nahmen die Wasserballer in Angriff. Zunächst wurde Horst Schreiber als Trainer reaktiviert, dem später Günther Haug nachfolgte. Siege und Niederlagen lagen in den späten 80er-Jahren oft eng beieinander. In der Verbandsliga eher schwach, schaffte es die Mannschaft im Pokal in Württemberg und überraschend auch in Baden-Württemberg jeweils bis ins Halbfinale. Die zweite Mannschaft bildete inzwischen eine recht gute Plattform für die jüngeren Spieler. Andererseits blieb der Nachwuchs zunehmend aus, sodass 1989 keine Spielteilnahme mehr möglich war.
Doch die Wasserballer stabilisierten sich wieder. Eine 2. Mannschaft wurde in der B-Klasse gemeldet und die 1. Mannschaft erreichte über Jahre hinweg sichere mittlere Plätze in der Württembergischen Verbandsliga. Ein Mutmacher und echtes Highlight war in dieser Zeit das Günther-Henningsen-Gedächtnisturnier, das in Erinnerung an den viel zu früh verstorbenen Wasserballspieler und verdienten Schwimmtrainer zwischen 1984 und 2004 im Kornwestheimer Hallenbad 16 Mal mit internationaler Beteiligung ausgetragen wurde. Zum Seriensieger der ersten Jahre aus Solothurn entwickelte sich ein freundschaftliches Miteinander mit etlichen Gegenbesuchen der TVK-ler in der Schweiz. In den späteren Jahren holte sich der benachbarte SV Ludwigsburg als höchstklassige Mannschaft gleich mehrfach den begehrten Wanderpokal.
Trotz zeitweiliger erfolgreicher Meldung einer Jugendmannschaft und dem Aufstieg der 2. Mannschaft in die A-Klasse konnte sich die 1. Mannschaft Mitte der 90er Jahre nur mit Mühe in der Verbandsliga behaupten. 1999 wurde der Abstieg dann bittere Wahrheit: erstmals fand sich der TVK in der Bezirksliga wieder. Die Erfolgserlebnisse häuften sich dort und als Liga-Zweiter musste der TVK dann in der Saison 2001/2002 in der neu geschaffenen Baden-Württembergischen Verbandsliga antreten. Dort fand sich die Mannschaft fast vorhersehbar aber nicht zurecht und konnte den sofortigen Abstieg nicht vermeiden. Nachdem 2004 dem nochmaligen Aufstieg in die Verbandsliga abermals der sofortige Abstieg folgte, waren die Ursachen augenfällig, denn schon seit einigen Jahren litt der Kornwestheimer Wasserballsport immer mehr unter akutem Nachwuchsmangel. Die 2. Mannschaft musste daher mangels Spieler zurückgezogen werden. Und so spielt das SVK-Team unter dem mittlerweile seit über 20 Jahren als Spielertrainer agierenden Uli Czerwatzky mit nahezu gleichem Stamm und findet sich heute in der allerdings spielstarken A-Klasse des Bezirks Mittlerer Neckar wieder.
WB 2004 BZ Meister
Mit einem Zweitstartrecht ausgestattet haben 3 unserer erfahrenen Spieler in den Jahren ab 2002 die Chance wahrgenommen, bei Europa- und Weltmeisterschaften teilzunehmen. Mit den jeweiligen Altersklassen-Mannschaften des SV Ludwigsburg, des SV München oder des SV Cannstatt reisten Uli Czerwatzky, Frank Molwitz und Günther Engelhardt als Gastspieler nach San Marino, Riccione, Hamburg und Oslo. Die größten Erfolge konnte dabei Günter Engelhardt feiern, der ja auch als erfolgreicher Mastersschwimmer des SVK überzeugte. 2010 und 2012 war er für den SV Cannstatt beim Gewinn der Vereins-Weltmeisterschaft in der Altersklasse 65 dabei. Dieses Kunststück wiederholte der Kornwestheimer mit demselben Team 2017 in der Altersklasse 70.
Wie ein roter Faden zog sich durch die letzten Jahrzehnte bei den Wasserballern immer auch das Thema Personal. Als eher unbekannter Mannschaftssport halfen dem Wasserball auch zeitweise große Erfolge der Nationalmannschaft nicht zu einem kontinuierlichen Zustrom an Nachwuchsspielern. Das galt nicht nur für Kornwestheim, sondern auch die naheliegenden Bundesligisten in Cannstatt und Esslingen oder die Nachbarn in Ludwigsburg und Bietigheim, die dazu noch über Freibäder verfügten. Dazu kam, dass es immer wieder gute Spieler – verständlicherweise - zu höherklassigen Vereinen zog. Zwar gelang es dem TVK immer wieder, den Wasserballsport auf breitere Beine zu stellen, doch die meist hoffnungsvollen Anläufe, unter anderem auch mit Schulen, führten aus unterschiedlichsten Gründen kaum einmal zu einem nachhaltigen Erfolg.
Um den Spielbetrieb aufrecht zu erhalten, wurde daher 2016 eine Kooperation mit dem SV Bietigheim eingegangen. Auf diese Wiese können vor allem Nachwuchsspieler dieses Vereins mit einem Zweitspielrecht beim SVK eingesetzt werden. Und noch einen Vorteil birgt die A-Klasse des Bezirks Mittlerer Neckar, in der das Team inzwischen gut etabliert ist: hier dürfen gemischte Teams antreten. Gleich 2 junge Damen haben erfreulicherweise den Weg zum SVK gefunden und spielen absolut auf Augenhöhe mit.
Den Wasserballsport in Kornwestheim weiterhin zu sichern, haben sich die Verantwortlichen auch für das Jubiläumsjahr vorgenommen. Die Zeichen dafür sind durchaus positiv und stimmen optimistisch.